Das Menschenbild der AfD
In dem über fünfzigseitigen Grundsatzprogramm der AfD wird zu vielen gesellschaftspolitischen Themen Stellung bezogen. In der Satzung der AfD heißt es hierzu, man habe das "Ziel, eine christlich-konservative Politik entsprechend der biblischen Ethik in unsere Gesellschaft und Politik hineinzutragen, insbesondere in den Bereichen Gesellschafts- und Sozialpolitik, Familienpolitik und Lebensschutz. Sie bildet einen Gegenpol zu den derzeit herrschenden Kräften der gesellschaftlichen Beliebigkeit." Und im Grundsatzprogramm wird hierzu ausgeführt, dass es darum gehe, die Werte des christlichen Abendlandes gegen eine drohende Islamisierung zu verteidigen. M
an stehe für den "Erhalt christlicher Werte", die "traditionelle Familie" und "ideologiefreie Schulen" sowie gegen "Missbrauch der Religionsfreiheit", die "Geringschätzung von Ehe und Familie" und "Frühsexualisierung und Abtreibung". Darüber hinaus wird nicht im einzelnen erläutert, was man noch unter "christlichen Werten" versteht. – Die AfD hat nach eigenen Angaben ca. 33.000 Mitglieder.
Während man im Grundsatzprogramm viel über die Gefahr der Islamisierung liest, wird mit keiner Silbe das Verhältnis der AfD zu den christlichen Kirchen erwähnt. Dabei gibt es seit 2013 in der AfD eine Gruppe, welche sich "Christen in der AfD (ChrAfD)" nennt. Diese hat etwa 125 Mitglieder, das sind etwa 0,38 % aller AfD-Mitglieder, 60 % davon Katholiken, der Rest aus verschiedenen protestantischen Religionsgemeinschaften. Ihre erste Vorsitzende war bis Oktober 2017 die aus Hannover stammende Baptistin Anette Schultner. Sie ist zur gleichen Zeit wie Frauke Petry aus der AfD ausgetreten. Seitdem ist Joachim Kuhs erster Vorsitzender. Er gehört der Anglikanischen Kirche in Baden-Baden an.
Doch die Gruppe ChrAfD scheint in ihrer Partei kaum Einfluss zu haben. So ist im Grundsatzprogramm der AfD nichts zu lesen, was von dieser Gruppe beeinflusst wurde.
Ebenso verhält es sich mit der 24köpfigen Gruppe "Juden in der AfD (JAfD)". Kritiker sprechen davon, dass nur zwei von ihnen gebürtige Juden seien, 22 dagegen zum Judentum konvertierte Staatsbürger. Vorsitzender ist Wolfgang Fuhl. Einzige Motivation dieser Gruppenmitglieder, der AfD anzugehören, scheint die Islamfeindlichkeit der AfD zu sein. Alles andere spielt für sie offenbar nur eine untergeordnete Rolle.
Abschließend muss man feststellen: Die AfD hat kein einheitliches Menschenbild. Vielmehr übt sie nur aus ihrem konservativen und nationalistischen Blickwinkel Kritik an gesellschaftspolitischen Themen wie Europa, Euro, Klimawandel, Migration, Sexualität, Multikulti u.v.m. Oder ihr Weltbild heißt: "Ich bin dagegen". Damit ist es ein Bild für "Wutbürger", aber nicht für Christen.