Grundeinkommen
Derzeit ist die Frage um die Einführung eines Grundeinkommens bei allen Parteien, aber auch bei Wirtschaftswissenschaftlern und Journalisten, in der Diskussion. Dabei diskutiert man über ein „bedingungsloses Grundeinkommen“, über ein „sozial gerechtes Grundeinkommen“, über ein „solidarisches Grundeinkommen“ und über vieles mehr. Dabei dürfte klar sein, dass die vor uns stehenden grundlegenden Strukturveränderungen (z.B. Digitalisierung, Klimawandel) auch unser Sozialsystem und unsere Arbeitswelt grundlegend verändern werden. Dadurch bekommt die Diskussion um die Gestaltung eines Grundeinkommens, für wen, dessen Höhe und dessen Refinanzierung immer mehr an Bedeutung. Die Kirche als eine Mitgestalterin unseres demokratischen Gemeinwesens muss sich eine Sichtweise erarbeiten und diese dann in die Diskussion einbringen.
Wolfgang Kessler schrieb in seinem Buch
"Die Kunst, den Kapitalismus zu verändern" (veröffentlicht in "Publik-Forum-Edition", 15,00 €. erhältlich im Publik-Forum-Shop unter Best.-Nr. 3187, erschienen im September 2019) hierzu:
"Wenn diese Veränderungen im demokratischen Rahmen bewältigt werden sollen, braucht es soziale Sicherheit: ein Grundeinkommen für alle. Dabei geht es nicht darum, allen Bürgern – auch den Millionären – tausend Euro im Monat auszuzahlen. Es geht stattdessen um ein sozial gerechtes Grundeinkommen. … Stellen Sie sich Folgendes vor: Alle Bürger über 18 Jahre, die ihren Lebensmittelpunkt seit zehn Jahren in Deutschland haben, erhalten ein Anrecht auf ein monatliches Grundeinkommen vom Finanzamt in Höhe von zum Beispiel 800 Euro, Kinder und Jugendliche 400 Euro. Im Unterschied zu anderen Modellen wird dieses Grundeinkommen vom Finanzamt ausbezahlt und mit der Steuer verrechnet. Das heißt: Wer keine Steuern bezahlt, erhält das Grundeinkommen. Wer zum Beispiel 1800 Euro Steuern pro Monat zu zahlen hat, zahlt noch 1000 Euro, der Anspruch auf das Grundeinkommen wird auf die Steuerlast angerechnet. … Da nicht jeder Mensch das Grundeinkommen ausbezahlt bekommt und viele Leistungen wie Hartz IV oder Steuerfreibeträge wie das Ehegattensplitting nicht mehr nötig sind, ist es finanzierbar. Vorausgesetzt, die Politik hat den Mut zu einer Vermögensabgabe, zu einem höheren Spitzensteuersatz, zu höheren Steuern auf hohe Erbschaften und auf den Luxuskonsum."
Gleichgültig, wie letztendlich das Grundeinkommen gestaltet wird, es gilt: Niemand in unserem Land lebt künftig mehr in absoluter Armut – und dies, ohne dass sich die Bürger vor der Bürokratie erniedrigen müssen. Sie können ihr Leben kreativer und eigenverantwortlicher als heute gestalten. Eltern könnten ihr Leben mit ihren Kindern leichter organisieren, indem sie sich die Erwerbsarbeit teilen. Sie hätten dann mehr Zeit für ihre Kinder. Ähnliches gilt für Bürgerinnen und Bürger, die einem Ehrenamt nachgehen. Mit Grundeinkommen wird es leichter, die Arbeitszeit zu verkürzen, weil es die finanziellen Verluste abmildert.